Wie alles begann – das 19. Jahrhundert

1848 gründete Adam Wolff (1810–1854), erster Pfarrer, Hofprediger und Superintendent in Pyrmont, die „Anstalt Bethesda“ (später: Stiftung Bethesda). Erster Stützpunkt waren angemietete Räume auf dem Steinmeyerschen Hof, auf dem Kranke, Obdachlose und Arbeitsscheue aufgenommen wurden, um sie zu betreuen und zur Arbeit anzuhalten. Die Arbeit hatte den Charakter einer beschützenden Werkstatt. 1850 lebten in der Station bereits rund 60 bis 70 Bewohner. 

1852 erwarb die Anstalt den Klappschen Hof in der Lortzingstraße in Oesdorf. Das 1670 im Stil eines Patrizierhauses errichtete Gebäude war seinerzeit das modernste Gästehaus in Pyrmont und sein prominentester Logiergast im Jahre 1681 Königin Sophie Amalie von Dänemark (1628–1685), geborene Prinzessin von Braunschweig-Calenberg. Als die Anstalt Bethesda das Anwesen kaufte, befand es sich in einem schlechten baulichen Zustand und musste erst grundlegend saniert werden, bevor es als „Haus Bethesda“ in Betrieb genommen werden konnte.

1853 kaufte die Anstalt Bethesda unmittelbar an das Stammhaus angrenzende landwirtschaftliche Flächen hinzu und legte damit den Grundstock für eine eigene Landwirtschaft.

1858 erhielt die Anstalt Bethesda die Korporationsrechte als Armen-, Kranken- und Arbeitshaus.

1877 begann die Zusammenarbeit mit der Nazareth Diakonenschaft in Bethel. Das Mutterhaus entsandte Diakonissen nach Oesdorf, die die Station der Anstalt Bethesda bis 1895 leiteten.

1884 Erwerb des Bornemannschen Hauses und Grundstücks in der Löwenser Straße und Einrichtung, einer Station zur Aufnahme von Infektionskranken

1886 Umbau des Stammhauses in der Lortzingstraße und Erweiterung durch einen Anbau. Einrichtung einer „Herberge zur Heimat“ für arme, mittellose Wanderer unter der Leitung eines Diakons aus dem Betheler Bruderhaus sowie einer Kleinkinderschule unter Leitung des Frauenvereins zur Verwirklichung des religionspädagogischen Ansatzes von Friedrich Fröbel (1782–1852).

1887 wurde, da schon bald wieder Platzmangel herrschte, ein weiteres Gebäude mit großem Garten in der Oesdorfer Straße angekauft. In dieses 1660 erbaute Haus verlegte man nach der Restaurierung die „Herberge zur Heimat“. 1889/90 entstand auf dem Grundstück ein Neubau für den Betrieb der Kleinkinderschule.

1895 zog die „Herberge zur Heimat“ zurück in das Stammhaus. Das Nebengebäude wurde mit den noch arbeitsfähigen alten Männern belegt, um im Haupthaus mehr Raum für die Obdachlosenherberge sowie die Betreuung von Kranken und pflegebedürftigen Senioren zu gewinnen. Die pflegerischen Aufgaben übernahmen ab dem 15. April 1895 Schwestern vom Waldeckischen Diakonissenhaus Sophienheim in Arolsen.

1897 wurde das Areal an der Oesdorfer Straße an die Kommune verkauft, die hier eine Volksschule einrichtete. Die Kleinkinderschule konnte als Mieterin bleiben.

1899 eröffnete die Stiftung Bethesda auf dem Bornemannschen Grundstück in der Löwenser Straße ein Belegkrankenhaus. Maßgeblichen Einfluss auf die Errichtung des Krankenhauses hatte die Fürstin Bathildis von Waldeck, nach der das Krankenhaus benannt ist.

Im Wandel der Zeit – das 20. Jahrhundert

ALTENPFLEGE

1929 war das Haus Bethesda – nach letzter Instandsetzung 1852 – wieder ziemlich baufällig geworden. Aufgrund der notwendigen Ausbesserungsarbeiten wurde die hier angesiedelte Herberge aufgehoben und ins benachbarte Barntrup verlegt. Nach der Sanierung diente das Haus Bethesda dann ausschließlich als Altenheim für die Betreuung pflegebedürftiger Senioren. 1933 erhielt es eine Zentralheizung, den Zweiten Weltkrieg überstand es weitgehend schadlos. 1975 wurden die ehemaligen Stall- und Hofgebäude abgerissen und an ihrer Stelle ein modernes Pflegeheim errichtet. Nach einem Großbrand am 18. November 1984 musste das Altenheim vorübergehend schließen. Es wurde 1986 wiedereröffnet.

Am 10. November 1971 weihte die Stiftung Bethesda in der Robert-Koch-Straße ein zweites Altenheim ein – das „Haus Bethanien“. 1979/80 wurden der nördliche Teil des Gebäudes aufgestockt, bis 1996 die Vierbett- in Zweibettzimmer umgewandelt, Zimmer für die Kurzzeitpflege eingerichtet, ein Bürotrakt angebaut und der Aufenthalts- und Essraum in der ersten Etage wesentlich vergrößert.
  

LANDWIRTSCHAFT

Die Landwirtschaft diente arbeitstherapeutischen Zwecken: Unter Anleitung eines erfahrenen Diakons wurden die Bewohner des Hauses Bethesda entweder an ständige Arbeit gewöhnt und die Voraussetzungen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess geschaffen oder auch alten Menschen eine sinnvolle Betätigungsmöglichkeit geboten. Die landwirtschaftlichen Produkte wurden in den einrichtungseigenen Küchen unmittelbar verwertet. Der Hof war bis 1974 auf dem Grundstück des Altenheims Bethesda in der Lortzingstraße 22 angesiedelt. Da seine Führung zunehmend mit dem Kurbetrieb kollidierte, wurde er 1975 in die Emmerwiesen ausgesiedelt, wo die Stiftung zuvor einen neuen Bauernhof errichtet hatte. 1982 gab man die Bewirtschaftung auf und verpachtete die Landwirtschaft an einen alteingesessenen Bauern aus Löwensen.
  

KRANKENPFLEGESCHULE & SCHWESTERNSCHAFT

1961 übersiedelte die Christophorus-Schwesternschaft (vormals: Evangelische Landpflege-Schwesternschaft) von Sangershausen in der DDR nach Bad Pyrmont und übernahm den Pflegedienst im Bathildis-Krankenhaus. Bis dahin hatten sich Schwestern des Waldeckischen Diakonissenmutterhauses Sophienheim in Arolsen um die Pflege der Patienten gekümmert. Die Stiftung Bethesda stellte den Christophorus-Schwestern ein Baugrundstück an der Waldecker Straße/Ecke Georg-Victor-Straße zur Verfügung. In nur 16 Monaten entstand hier ein zweckmäßiger Neubau, der am 9. Oktober 1965 eingeweiht wurde und als neues Mutterhaus, Schwesternwohnheim sowie Krankenpflegeschule und Pflegevorschule diente (heute: Christophorus Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Evangelischen Bathildiskrankenhaus Bad Pyrmont).
  

KRANKENHAUS

Das am 21. August 1899 eingeweihte Bathildiskrankenhaus erfuhr mehrfache Aus- und Erweiterungsbauten. Im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett. Nach dessen Auflösung belegte die L.V.A. Münster kontinuierlich acht Zimmer des Hauses für ihre Mitglieder, denen ein Heilverfahren zugebilligt war. Als diese ab 1938 nicht mehr gebraucht wurden, wandelte man den Bereich in ein Altenheim um. Die Zimmer bekamen eine Zentralheizung und fließend Kalt- und Warmwasser. Das Altenheim bestand allerdings nur kurz. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reichte die seit 1884 im Bornemannschen Haus betriebene Isolierstation nicht mehr aus und es mussten weitere Räume im Krankenhaus geschaffen werden. Neuerliche Baumaßnahmen und Modernisierungen folgten 1957 und 1964. Der Krankenhausbetrieb wurde 1987 schließlich in das ehemalige, 1954/55 auf dem Nachbargrundstück erbaute Versorgungskrankenhaus des Bundes verlegt. Ab 1989 betrieb die Stiftung Bethesda in den Räumen des inzwischen in das Eigentum des Bundes übergegangenen alten Bathildiskrankenhauses auf befristete Zeit noch ein Übergangslager für Aus- und Übersiedler.

Aufbruch ins 21. Jahrhundert

2003 wurden das Bathildiskrankenhaus und die Altenheime rechtlich verselbstständigt. Die neu geschaffenen Unternehmen setzen ihre Arbeit als Ev. Bathildiskrankenhaus Bad Pyrmont gGmbH und als Ev. Altenhilfe Bethesda und Bethanien Bad Pyrmont gGmbH fort. Zur Stiftung Bethesda kam als zweiter Träger die gemeinnützige proDIAKO hinzu.

2004 übernahm die Krankenhausgesellschaft das katholische St. Georg Krankenhaus.

2005 erfolgte der Umbau des Altenheims Bethesda in der Lortzingstraße zur Seniorenwohnanlage „Adam-Wolff-Haus“ mit 25 Wohneinheiten für das Betreute Wohnen.

2005–2008 wurde das Altenheim Bethanien in der Robert-Koch-Straße renoviert und modernisiert.

2008 konnte nach umfangreichen Umbau- und Anbaumaßnahmen am Standort in der Maulbeerallee der neue, hochmoderne Klinikkomplex eröffnet werden.

2012 genehmigte das Bundeskartellamt den Zusammenschluss der proDIAKO mit dem Gesundheitskonzern AGAPLESION gAG, der heute jeweils 60 Prozent an den beiden Gesellschaften hält. Je 40 Prozent hält weiterhin die Stiftung Bethesda.

2014 erhielt das Evangelische Altenheim Bethanien einen weiteren Anbau mit neuen Pflegezimmern und sieben barrierefreien, behindertengerechten Seniorenwohnungen für das Betreute Wohnen („Wohnen am Bethanien“).

2018 gingen die AGAPLESION BETHANIEN BAD PYRMONT gGmbH unter das Dach der neu gegründeten AGAPLESION WOHNEN & PFLEGEN NIEDERSACHSEN gGmbH.